taz nrw, 14.06.2006, S. 1
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Rund 150 Menschen haben gestern in Köln für ein Bleiberecht für Flüchtlinge demonstriert, die seit Jahren in Deutschland leben, aber von den Behörden nur “geduldet” werden. Viele derjenigen, die am Nachmittag durch die Innenstadt zogen, waren selbst Betroffene: Obwohl zum Teil seit über zehn Jahren in Deutschland, müssen sie wegen ihres unsicheren Aufenthaltsstatus ständig mit einer Abschiebung rechnen.
Allein in Köln sollen rund 5.000 geduldete Flüchtlinge leben. Einer von ihnen ist Muzafer Numberger. Der 34-Jährige, der zur Gruppe der Roma gehört, zeigt seine Duldungspapiere. “Gültig bis 5.9.2006” steht darauf. Und: “Der Aufenthalt ist beschränkt auf Nordrhein-Westfalen”. Wenigstens hat er eine Arbeit: Er ist Fahrer bei “Amaro Kher”. Das Kölner Roma-Schulprojekt gilt als vorbildlich, Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet war erst kürzlich da. Für seinen Aufenthaltsstatus hat Numberger das bislang nicht genützt. Alle drei bis sechs Monate muss er seine Aufenthaltserlaubnis verlängern lassen. Seit 16 Jahren, seit er nach Deutschland kam, gehe das nun schon so, erzählt er.
Vielen anderen, die gestern in Köln auf die Straße gingen, geht es ähnlich. Ihre Lebensgeschichten gleichen sich. Immer steht am Anfang die Flucht aus dem ehemaligen Jugoslawien. Dann jahrelange Duldung in Deutschland, oft verbunden mit einem Arbeitsverbot, was die richtige Integration schier unmöglich macht. Flüchtlingshilfsorganisationen schätzen, dass in Deutschland rund 200.000 Menschen so leben. Eine Rückkehr ist gerade für Roma in der Regel undenkbar. “Ich spreche besser deutsch als mazedonisch”, sagt Numberger. Seine Muttersprache sei schließlich Romanes. “Was soll ich da in Mazedonien?”
Autor: DIRK ECKERT