taz köln, 13.10.2004, S. 1
Innenpolitik Köln Soziale Bewegungen taz köln
Solidarität mit den Beschäftigten von KarstadtQuelle bekundeten diese Woche die Montagsdemos in Köln und Aachen. In Köln war es bereits die zehnte Montagsdemonstration, zu der trotz deutlich niedrigeren Temperaturen als in den Vorwochen rund 170 Menschen kamen. In Aachen gingen rund 50 Menschen auf die Straße.
In Köln forderten die Demonstranten zudem, Hartz IV auf kommunaler Ebene nicht umzusetzen und stattdessen einen “Fonds für Mitmenschlichkeit” einzurichten. Daraus sollten diejenigen bezuschusst werden, denen es wegen Hartz IV schlechter geht. Finanzieren sollten ihn die Kölner mit den höchsten Einkommen.
Unterschiedliche Auffassungen gab es unter den Demonstrierenden, ob und wie lange die Montagsdemonstration in Köln noch durchgeführt werden kann, wenn die Teilnehmerzahlen weiter sinken. Für Ratsherr Claus Ludwig (gemeinsam gegen sozialraub) ist vor allem wichtig, dass der Widerstand gegen Hartz IV überhaupt weitergeht. “Über die Form kann man sich natürlich unterhalten”, sagte er der taz mit Blick auf die kleiner werdenden Montagsdemos. Letzte Woche waren in Köln noch 230 Menschen gegen Hartz IV und Sozialabbau auf die Straße gegangen. Die Kölner Attac-Gruppe hatte schon auf ihrem “Ratschlag” am Wochenende beschlossen, nach neuen Formen zu suchen, um gegen Hartz IV zu protestieren.
“Widerstand misst sich nicht nur in Zahlen”, betonten dagegen Erwerbslose von der “Initiative Montagsdemo”. Mit den 170 Teilnehmern zeigten sie sich durchaus zufrieden. “Wenn wir dieses Niveau halten können, bin ich dabei”, sagte einer. Nach zehn Wochen Montagsdemo könne man nicht wegen des schlechten Wetters aufhören, meinte eine andere. Für die Erwerbslosen ist jedenfalls klar: “Nur die Betroffenen können den Protest beenden, nicht irgendwelche Organisationen.”
Die “Initiative Montagsdemo Köln” trifft sich Donnerstag, 19.30 Uhr, in der Alten Feuerwache, Melchiorstr. 3.
Autor: Dirk Eckert