Mal drüber reden

Gespräche gegen Rechts? Die Stadt macht "Neonazis salonfähig", finden Jugendclub Courage und PDS

taz köln, 02.10.2003, Nr. 152, S. 1

taz köln

Nach dem Gespräch mit „pro Köln“-Vertretern wächst die Kritik an der Antidiskriminierungsbeauftragten der Stadt, Marina Heck. Von einem „Skandal“ sprach der Jugendclub Courage. „pro Köln“-Mitglieder wie Manfred Rouhs seien „stadt- und bundesweit bekannte Rechtsradikale“, „pro Köln“ betreibe „rassistische Hetze gegen Minderheiten“.In der Tat: Manfred Rouhs ist als rechtsextremer Verleger bundesweit bekannt. Neben der „pro Köln“-Vorsitzenden Judith Wolter war er am 19. September zu einem Gespräch mit der Antidiskriminierungsbeauftragten Heck eingeladen worden, in dem es um ein Flugblatt der Gruppe gegen den gelanten Bau einer Moschee ging. „Damit wertet sie die Rechtsradikalen zu ernst zu nehmenden Gesprächspartnern auf“, kritisierte Jugendclub-Mitarbeiter Wolfgang Richter. PDS-Ratsherr Jörg Detjen zeigte sich „erschüttert und entsetzt“, dass die Stadt Gespräche mit „stadtbekannten Neonazis“ geführt habe.

Hecks Vorgesetzte wollten nicht öffentlich Stellung nehmen, ließen aber durchblicken, wie unangenehm ihnen die ganze Sache ist. Heck selbst sieht sich von den Rechtsextremisten für deren Ziele instrumentalisiert. „pro Köln“ hatte nach dem Gespräch berichtet, Heck habe das Flugblatt gegen die Moschee als „legitime politische Meinungsäußerung“ bewertet, was Heck vehement bestreitet (taz berichtete). Gegen diese Darstellungen auf der „pro Köln“-Internetseite will sie gerichtlich vorgehen.

Gegenüber der taz räumte Heck ein, mit der Einladung der Rechtsextremisten einen „Fehler“ gemacht zu haben. Ihr Aufgabe sei es nun mal, mit Opfern wie mit Tätern zu reden, versuchte sie ihr Vorgehen zu erklären. Nach dem „pro Köln“-Flugblatt habe sie „pro Köln“ dazu bewegen wollen, „so was in Zukunft zu lassen“. Ob sich rechtsextreme Funktionäre allerdings so einfach überzeugen lassen? Eine „fatale Verharmlosung des Rechtsextremismus“ sei das, sagt der Jugendclub Courage. „Es ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich in Köln seit Jahren gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagieren“, stellt Wolfgang Richter fest.


Autor: Dirk Eckert