Peter Millowitsch will Theater im Grünen

Aachener Straße soll Boulevardcharakter erhalten. Zur Probe wird sie am Sonntag stundenweise für Autos gesperrt

taz köln, 19.09.2002, Nr. 110, S. 4

taz köln

Durch ganz Köln rasen am kommenden Sonntag die Autos. Durch ganz Köln? Nein! Die Aachener Straße ist am europaweiten autofreien Tag gesperrt. Zumindest teilweise. Die „Interessengemeinschaft Aachener Straße“ (IG) nutzt den Tag, um den Umbau „ihrer“ Straße zwischen Rudolfplatz und Grüngürtel einzufordern. Von 12.30 bis 16.30 Uhr ist sie zwischen Brabanter und Moltkestraße nur für Fußgänger geöffnet.

„Wir brauchen einen breiteren Fußgängerweg und mehr Grün“, sagt Roland Schüler von der IG. Und der Radweg – derzeit eine „Gefährdung für alle“ – müsse auf die Straße verlegt werden. Für den Autoverkehr würde sich dadurch nichts ändern, betont Mitstreiter Wolfram Sedlak.

Schon vor fünf Jahren hat die Stadt einen Umbaubeschluss gefasst, „aber“, klagt Schüler, „es passiert nichts: Finanzprobleme.“ Mit dem autofreien Tag will die IG jetzt Druck machen. Anwohner und ansässige Gastronomiebetriebe unterstützen sie.

„Die Straße hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“, sagt Sedlak. Heute knubbeln sich hier Fußgänger, Radfahrer, Gastronomiebetriebe und Autos. Deshalb müsse der „Boulevard-Charakter“ mehr betont werden.

Auch die beiden Theater an der Aachener Straße, „Millowitsch“ und „Theater im Bauturm“, setzen sich für die Neugestaltung der Straße ein. Die Straße sollte noch „urbaner“ werden, findet Bauturm-Leiter Gerhardt Haag. „90 Prozent unserer Besucher gehen vor oder nach dem Theater in der Nachbarschaft noch etwas essen oder trinken.“ Peter Millowitsch ist sogar 1. Vorsitzender der „Interessengemeinschaft Aachener Straße“. Wer ihn mal als Verkehrsaktivisten erleben will, muss am Sonntag Nachmittag auf die Aachener gehen.


Autor: Dirk Eckert