Tote Radler winken nicht

VCD kritisiert neue "Opjepass"-Kampagne. Opfer und Täter bei Unfällen im "Toten Winkel" würden vertauscht

taz köln, 06.06.2002, Nr. 101, S. 3

taz köln

„Opjepass bei abbiegenden LKW – Toter Winkel!“ Mit diesem Spruch will die Stadt Köln „Fußgänger und Radfahrer“ auf Plakaten im gesamten Stadtgebiet zu mehr Vorsicht im Straßenverkehr mahnen.

Roland Schüler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) Köln empfindet die „Opjepass“-Aktion der Stadt als „makaber“. „Die Botschaft vertauscht Täter und Opfer“, kritisiert er. Suggeriert werde, dass RadfahrerInnen selbst Schuld seien, wenn sie überfahren werden. Dabei schreibe die Straßenverkehrsordnung eindeutig vor, dass beim Abbiegen die Vorfahrt der anderen VerkehrsteilnehmerInnen zu beachten ist.

Auch mit dem Ratschlag an RadfahrerInnen „Auf die Vorfahrt verzichten“ werde die Schuld am Unfall den Opfern zugeschrieben, nicht den Tätern. Der Stadt Köln schlägt Schüler vor, die LKW-FahrerInnen anzusprechen: „Sehen und beachten Sie Radfahrer und Fußgänger!“. Oder auch: „Macht endlich Spiegel an die LKWs!“.

„Wir machen keine Schuldzuweisungen“, sagt dagegen Sabine Bongenberg vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Ziel der Kampagne sei es, die Radfahrer „in ihrem eigenen Interesse“ über die Gefahren des Toten Winkels aufzuklären. „Im Zweifel nützt die Vorfahrt nichts.“ Die LKW-Fahrer sollten auch nicht entschuldigt werden. Bessere Spiegel an LKWs vorzuschreiben sei im übrigen Sache des Gesetzgebers.


Autor: DIRK ECKERT