taz köln / taz nrw, 14.03.2002, Nr. 91, S. 2
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Die Entschuldungskampagne erlassjahr.de will am 15. März an alte Erfolge anknüpfen. Um 10.30 Uhr startet in der Domstadt die neue, bundesweite Aktion „Entschuldung fair ändern“. Dabei sollen 2000 regenbogenfarbene Luftballons über dem Rhein aufsteigen, versehen mit Motto und Logo der Aktion. Ab dem 16. März sollen ähnliche Veranstaltungen in anderen deutschen Städten folgen.
Schon 1999 war der Heinrich-Böll-Platz hinter dem Kölner Dom Schauplatz einer kleinen historischen Begebenheit: Die vor allem von kirchlichen Gruppen getragene Erlassjahr-Initiative übergab Bundeskanzler Schröder anlässlich des Weltwirtschaftsgipfels 24 Millionen Unterschriften. In aller Welt hatten Menschen für eine gerechte Entschuldung der armen Länder unterschrieben.
Der nach dem Weltwirtschaftsgipfel 1999 in Köln begonnene Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt geht der Erlassjahr-Kampagne nicht weit genug. Die Länder, in denen die meisten armen Menschen wohnen, und die gleichzeitig Schuldenprobleme haben, würden nicht von der Entschuldungsinitiative erfasst, kritisiert Jürgen Kaiser von erlassjahr.de.
Wegen fallender Rohstoffpreise und falscher Berechnungen bei der Entschuldung bestehe außerdem die Gefahr, „dass die jetzt und in den nächsten Jahren ‚entschuldeten’ Länder vor Ende der Dekade wieder untragbar hoch verschuldet sein werden“, so Kaiser. Deshalb fordert erlassjahr.de auch, die gegenwärtigen Regeln des internationalen Schuldenmanagements zu ändern. Die Kampagne wolle jetzt „konstruktive Vorschläge machen, wie ein faires und transparentes Schuldenmanagement umgesetzt werden könnte“, so erlassjahr.de-Sprecher Pedro Morazán.
Autor: DIRK ECKERT