Nordrhein-Westfalen Wirtschaft Kommentar taz nrw
Seit genau 130 Tagen wird nun schon am Düsseldorfer Flughafen gestreikt. Für höhere Löhne und gegen längere Arbeitszeit, wie sie der Eigentümer des Flughafen-Caterers Gate Gourmet, die Texas Pacific Group, will. Bisher haben sich die Streikenden nicht klein kriegen lassen. Obwohl Gate Gourmet alles versucht hat, den Streik zu brechen. Zu deutlich steht den Streikenden das Schicksal ihrer Kollegen in Frankfurt vor Augen: Dort gehört der Tarifvertrag inzwischen der Vergangenheit an. “Ein Alptraum”, kommentiert der Düsseldorfer Betriebsratsvorsitzende Halil Saltan.
In der Tat ist es ein Alptraum, nicht nur für die Leute bei Gate Gourmet, sondern für alle abhängig Beschäftigten: Länger arbeiten für weniger Geld, und das noch ohne Tarifvertrag, so dass der Arbeitgeber die Beschäftigten nach Lust und Laune gegeneinander ausspielen kann. Wenn Gate Gourmet damit durchkommt, werden andere Unternehmen nachziehen. Die Folgen sind absehbar: Die einen arbeiten immer länger für weniger Geld, die anderen müssen von dem leben, was ihnen so großartige “Reformer” wie Peter Hartz zum Leben zugedacht haben.
Ein erstes Opfer scheint der Streik schon gefordert zu haben: Der bisherige Deutschland-Chef von Gate Gourmet, Dietmar May, ist in die Skandinavien-Abteilung gewechselt. Ob er sich hat versetzen lassen, weil er den Beschäftigten nicht noch mehr zumuten wollte, wie kolportiert wird, darf bezweifelt werden. “Top-Manager entdeckt sein soziales Gewissen und geht” – das klingt doch schwer nach Kitschroman. Ob May nun aber gegangen wurde, weil er den Streik nicht brechen konnte, oder ob Streik und Personalwechsel überhaupt nichts miteinander zu tun haben, wie das Unternehmen behauptet, ist eine akademische Frage. Denn in jedem Fall gilt: May ist weg, die Streikposten stehen. Von daher dürfen sich die Streikenden als Etappensieger fühlen.
Autor: DIRK ECKERT