taz köln, 30.04.2004, S. 1
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Ein dunkelgrauer Hintergrund, dazu die Worte “game over” im Titel – das ist alles, was derzeit auf antifa-k.de und pop-antifa.de, den Internetseiten der Kölner “Antifa K”, zu sehen ist. Was bislang in Köln nur als Gerücht kursierte, ist jetzt amtlich: Die Antifa K hat sich nach rund sieben Jahren aufgelöst.
“Die Antifa-Bewegung der 90er hat sich überlebt und ein ganzer Teil von ihr hat sich faktisch aufgelöst”, heißt es in der “Auflösungserklärung”, die der taz vorliegt. Bei vielen in der Antifa K hätten sich zudem die “Prioritäten verschoben”, berichtet die Gruppe, die unter anderem 1999 einen Naziaufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in Köln verhindert hat. Viele stünden nach dem Ende ihres Studiums am Anfang ihres Berufslebens und hätten dadurch weniger Zeit für politisches Engagement.
Offenbar hat es in der Antifa K einen Streit um die politische Richtung gegeben. Die einen waren eher für eine Ausrichtung auf den Kampf gegen Nazis, die anderen wollten eine stärkere Thematisierung von Sozialer Frage, Globalisierung, Privatisierung und radikaler Kapitalismuskritik. Mit Letzterem hätte “der viel beklagten Inhaltslosigkeit der Antifa” entgegengewirkt werden sollen, heißt es in der Auflösungserklärung. Statt “krampfhaft an veralteten Politikkonzepten” festzuhalten, wollen die Antifaschisten demnach lieber am Aufbau einer starken radikalen Linken mitarbeiten und in Auseinandersetzungen zum Beispiel “um bedingungslose soziale Rechte oder die Wiederaneignung von Räumen” eingreifen. Damit dürfte auch ein Soziales Zentrum gemeint sein, dass Linke in Köln schaffen wollen. Letztlich gehe es um eine Gesellschaft “jenseits von Verwertung und Ausbeutung”, erklärt ein Antifa-K-Mitglied.
Diese “inhaltliche Neuorientierung sei jedoch “nicht von allen Gruppenmitgliedern so mitgetragen”, räumt die Antifa K in ihrer Erklärung selbstkritisch ein: “Offenbar ist es nur unzureichend gelungen, diesen Diskussionsprozess so zu gestalten, dass er für alle eine Perspektive innerhalb der Antifa K geboten hätte.” Eine Spaltung habe es aber nicht gegeben, betont das Antifa-K-Mitglied.
Mit dem Israel-Palästina-Konflikt beziehungsweise der Strömung der so genannten Antideutschen, die sich in enger Anlehnung an die Bush-Regierung für den Irak-Krieg ausgesprochen und Kriegsgegner als Saddam-Freunde denunziert hatten, habe die Auflösung übrigens nichts zu tun, sagt ein anderes Mitglied der Gruppe. Das sei “definitiv nicht der Fall”. Beide Themen sorgen gegenwärtig in der deutschen Linken immer wieder für heiße Diskussionen.
Antifaschistische Arbeit wird es in Köln auch nach dem Ende der Antifa K weiter geben, sind sich die beiden Antifa-K-Mitglieder sicher. In den Stadtteilen gebe es Gruppen gegen Rechts, und auch eine Initiative gegen das Auftreten von Rechtsextremisten bei den nächsten Wahlkämpfen sei bereits gegründet.
Autor: Dirk Eckert