taz köln / taz nrw, 22.05.2003, Nr. 141, S. 3
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Vier Buchstaben sind nordrhein-westfälischen Medienpolitikern ein Dorn im Auge. BFBS, das „British Forces Broadcasting Service“ sendet im Bundesland auf Ultrakurzwelle. Von Bonn bis Münster ist BFBS auf UKW 96,5 zu empfangen, auf 103,0 in Ostwestfalen. Doch die nordrhein-westfälische Landesregierung würde den Briten die begehrten Frequenzen gerne abjagen. „Der Empfang des Deutschlandradios in Nordrhein-Westfalen könnte beispielsweise verbessert werden“, sagt Reinhard Boeckh, Sprecher der NRW-Staatskanzlei. Auch private Stationen hätten bereits Interesse bekundet. Für Peter Widlock von der Landesanstalt für Medien wären die Frequenzen ein idealer Platz für eine private Konkurrenz zur WDR-Jugendwelle ,Eins Live’.
Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt haben jetzt fünf Bundesländer ein „Eckpunktepapier“ an die britischen Soldatenfunker geschickt. Ausländische Soldatensender, wie die angelsächsische Truppenanstalt, sollen zukünftig nur noch in Wohngebieten, Kasernen und Truppenübungsplätzen der ausländischen Militärs zu hören sein. Bereits seit 1995 verhandeln NRW, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen über die stationierten Militärsender der Alliierten. Ob Großbritannien und andere „Entsenderstaaten“ darauf eingehen werden, ist unklar. Bund und Länder warten noch auf Reaktionen auf das Eckpunktepapier. Schon die bisherigen Verhandlungen scheinen alles andere als einfach gewesen zu sein: Staatskanzlei-Sprecher Boeckh spricht von einem „langwierigen und zähen Diskussionsprozess“. Auch Peter Widlock macht sich keine Illusionen. Die BFBS-Frequenzen beruhten auf alliiertem Recht: „Solange die Briten die nicht freiwillig abgeben, tut sich da gar nichts.“
BFBS hat allerdings nicht nur unter britischen Soldaten seine Fans. Schätzungen in den 1990ern gingen von 70.000 britischen Soldaten und bis zu zwei Millionen deutscher Zivilisten als Hörer aus. Doch das ändert sich, sagt Deutsche-Welle-Mitarbeiter Oliver Zöllner, der 1996 seine Dissertation über den BFBS in Deutschland verfasst hat. Früher sei der Militärsender durch seine „locker-freche“ Art aufgefallen, ebenso durch die Musik, die aus englischen und internationalen Charts bestand, was damals in der Bundesrepublik noch eher selten war. Durch die Einführung des Lokalradios und auch wegen „Eins Live“ habe der Sender aber viele junge Hörer verloren. „BFBS ist nicht mehr der Kultsender für junge Leute wie vor 15 Jahren.“
Im Übrigen seien deutsche Hörer ja gar nicht die Zielgruppe des Militärsenders, gibt Zöllner zu bedenken. Deshalb sei es auch fraglich, ob die Briten auf die Frequenzen verzichten wollen. Als Militärsender diene BFBS nämlich als „operative Informationsbasis für die Soldaten“, um Soldaten auch außerhalb der Kasernen zu erreichen. „Im Kriegsfall könnte das entscheidend sein.“
Autor: Dirk Eckert