"pro köln"-demo

Gesicht zeigen, Herr Granitzka!

taz köln, 13.03.2003, Nr. 132, S. 1

taz köln

Was haben Sie sich denn dabei gedacht, Herr Granitzka? Als letztes Jahr die rechtsextreme „Bürgerbewegung pro köln“ in Chorweiler demonstrierte, fanden sich über tausend Kölner Bürger, darunter auch Hunderte Anwohner, in Chorweiler ein, weil sie dem braunen Treiben nicht tatenlos zusehen wollten.

Doch was hören wir jetzt von Ihnen? Hunderte Jugendliche und junge Männer hätten sich nur an der Gegendemonstration beteiligt, „um in Hooliganmanier Krawall zu machen“. Und weiter zitiert Sie der Kölner Stadt-Anzeiger: „Diese Leute waren total unpolitisch. Denen war es egal, ob es gegen die Polizei ging oder gegen die Rechten.“ So schnell wird also der „Aufstand der Anständigen“ bei der Kölner Polizei zu den Akten gelegt. Statt „Gesicht zeigen gegen Rechtsextremismus“, heißt es jetzt wohl wieder: „Das Gesicht kenn’ ich doch!“

Wen meinen Sie eigentlich mit den „jungen Männern“, Herr Granitzka? Linksradikale oder Autonome nennt die Polizei doch gewöhnlich „gewaltbereite Chaoten“ oder „schwarzer Block“. Wenn Sie allerdings die Migrantenjugend aus Chorweiler meinen, würden Sie sich in gefährliche Nähe zu den Stammtischen begeben, die schon immer wussten, dass „die Ausländer“ hier eh nur Krawall machen wollen. Wie auch immer, für einen Leitenden Polizeidirektor der Stadt Köln wäre jetzt mal eine Klarstellung angebracht. Am besten noch vor der anstehenden Nazi-Demo.


Autor: Dirk Eckert