Rechtsextreme Kampagne gegen Moschee

Vereinigung "pro Köln" sammelt Unterschriften gegen den Bau einer Moschee in Köln mit der Behauptung, eine "Islamisierung" würde drohen. Die Adressen der Unterzeichner wollen die Rechten für die nächste Wahl nutzen

taz köln, 26.09.2002, Nr. 111, S. 4

taz köln

„pro Köln“, die rechtsextreme Gruppierung des Kölner Verlegers Manfred Rouhs, hat eine Kampagne gegen den Bau einer Moschee in Chorweiler gestartet. Die „Bürgerbewegung“ sammelt Unterschriften, die an den Beschwerdeausschuss des Rates der Stadt geschickt werden sollen. Rund 500 Unterschriften will „pro Köln“ inzwischen gesammelt haben. Am 19. September lud die Vereinigung zu einer „Bürgerversammlung“ nach Chorweiler, zu der nach Veranstalterangaben 50 Leute kamen.

Bei der Versammlung wurden weitere Unterschriftenlisten verteilt. „pro Köln“ will noch über tausend Unterschriften sammeln für die Forderung: „Der Rat der Stadt Köln möge beschließen: Das von der Verwaltung für die Errichtung einer Moschee vorgesehene Grundstück an der Merianstraße in Chorweiler wird nicht an einen islamischen Trägerverein verkauft oder verpachtet.“ Auch in den Stadtteilen Kalk und Mülheim wollen die RechtsextremistInnen Unterschriften sammeln, um eine geplante Moschee im Rechtsrheinischen zu verhindern. Dabei beschwören sie die Gefahr einer „Islamisierung Europas“ bzw. „Islamisierung Deutschlands“. Judith Wolter, die Vorsitzende, will ihre Partei mit der Kampagne gegen die Moschee als Anwältin der kleinen Leute präsentieren: „Wir sehen unsere Aufgabe darin, über die Mobilisation der Anwohner die Politiker auf den Teppich zurückzuholen.“

„pro Köln“ schielt mit der Kampagne gegen islamische Gotteshäuser auch auf die Kommunalwahl 2004. Rouhs sagte den „Altparteien“ bereits ein „böses Erwachen“ voraus. Wolter wörtlich zu der Unterschriftensammlung: „Außerdem können wir die Adressen von Bürgern, die den Moschee-Bau ablehnen, im Kommunalwahlkampfjahr 2004 gut gebrauchen.“

Wenig Erfolg hatte „pro Köln“ mit der jüngsten Aktion, einem Wahlaufruf für den Kölner CDU-Bundestagskandidaten Helmut Nowak. Nowak erzielte mit 34,1 Prozent der Erststimmen ein miserables Ergebnis.


Autor: DIRK ECKERT