taz köln, 12.09.2002, Nr. 109, S. 5
Köln Rezension taz köln
Von der Gruppe „Steinschleuder“ hatte Martin Stankowski noch nie etwas gehört. Ein Trainingscamp? Keine Ahnung. Der Journalist und Kölner Stadthistoriker hat noch andere Gruppen und Initiativen in der Neuauflage des Kölner „Stadtbuchs gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus“ entdeckt, die ihm bisher unbekannt waren. „Köln International“, so der offizielle Titel des Buches, ist für Stankowski längst ein „selbstverständliches Hilfsmittel der Kommunikation“, wie er bei der Präsentation des Buches im Allerweltshaus in Ehrenfeld betonte.
So weiß Stankowski jetzt, dass „Steinschleuder“ ein von Jugendlichen selbst verwalteter Verein in Kalk für internationale Jugendprojekte ist. „Die Existenz dieser Gruppen macht einen Teil der Lebensfähigkeit dieser Stadt aus“, so Stankowski. Das Buch enthält neben einigen Aufsätzen vor allem Adressen und Selbstdarstellungen von Vereinen, Initiativen und Verbänden. Diesmal übrigens alphabetisch geordnet.
Von der Flüchtlingshilfe bis zu „Kein Mensch ist illegal“, von den Adressen der Kölner Moscheen bis zum Mühlheimer Dialog, von der Gesundheitsberatung bis zu Ämtern und Behörden findet sich hier alles, was irgendwie mit Migration zu tun hat.
Früher hätten sie gegen die Bombardierung von Hanoi demonstriert, erinnert sich Kabarettist Heinrich Pachl. Heute seien Hilfe und Solidarität anders gefragt: „Die Opfer der Globalisierung kommen zu uns“. Es heiße immer, der deutsche Arbeitslose solle mobil sein. „Das machen Migranten.“ Von dem Buch, das in ehrenamtlicher Arbeit erstellt wurde, ist Pachl begeistert: „Das ist praktische, positive Globalisierung, komplementär zu dem, was die Industrie- und Handelskammer macht“, witzelt er. „Darauf sollte die Stadt stolz sein.“
Doch das ist sie wohl nicht. Und auch nicht sonderlich interessiert: Gerade mal ein Exemplar habe die Stadt bestellt, bedauert Klaus Jünschke vom Kölner Appell, der das Buch mit herausgegeben hat. Die Bestellung kam übrigens nicht vom Oberbürgermeister oder Stadtkämmerer, sondern vom Interkulturellen Referat. Das ist ja von Amts wegen zuständig, wie sich das für Deutschland gehört.
Jünschke hofft jetzt auf zahlreiche Käufer und Käuferinnen, auch aus den Gruppen. Denn erst mit einer zweiten Auflage kommt der Kölner Appell überhaupt in die Gewinnzone. Die erste Auflage beträgt 950 Exemplare, in den ersten zwei Wochen wurden schon 50 verkauft. Da gibt es noch viel zu tun für die AktivistInnen, die das Buch wenn möglich direkt an den Mann oder die Frau bringen wollen. Doch auch im gutsortierten Buchhandel ist das Werk erhältlich.
„Köln international – ein Stadtbuch gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus“, Edition der andere Buchladen, 15 Euro
Autor: Dirk Eckert