Telepolis, 14.07.2002, http://www.telepolis.de/deutsch/special/copy/12906/1.html
USA Telepolis
Raubkopien von Filmen auf DVD machen der Filmindustrie hart zu schaffen. Filme wie “Harry Potter”, “Spider-Man” oder “Herr der Ringe” seien schon kurz nach Erscheinen als Kopien zu kaufen, [1]klagt die Motion Picture Association of America ( [2]MPAA, der Interessenverband der Filmstudios in Hollywood. Täglich würden 400.000 bis 600.000 Filme vom Internet heruntergeladen. Den [3]Schaden beziffert MPAA auf 598 Millionen Dollar in Asien und drei Milliarden Dollar weltweit. Die Kopien kämen zu 98 Prozent aus Asien.
Die Tätigkeit der Polizei gegen die Film-Piraten reicht der MPAA offenbar nicht mehr: In Hongkong, wo allein die Hälfte aller asiatischen Raubkopien hergestellt werden sollen, hat MPA am 9. Juli ein Kopfgeld in Höhe von 150.000 Dollar ausgesetzt, um den Piraten auf die Spur zu kommen. Wie viel ein einzelner Tipp einbringt, gab MPA nicht bekannt. Eingerichtet wurde auch eine 24-Stunden-Hotline, um sachdienliche Hinweise entgegenzunehmen – vertraulich, versteht sich. Die MPAA vermutet rund 80 illegale Brennereien in Indonesien, Malaysia, auf den Philippinen, in Taiwan, Thailand, der VR China sowie Hongkong. Die Raubkopien in China werden vor allem für den Inlandsmarkt produziert.
Die Filmstudios fahren seit Jahren immer schwerere Geschütze auf, um ihre DVDs vor Raubkopierern zu schützen. 1999 kam mit DeCSS erstmals ein Werkzeug auf den Markt, das in der Lage war, den Kopierschutz von DVDs zu knacken. Die Industrie sah darin einen Verstoß gegen den Digital Millennium Copyright Act ( [4]DMCA von 1998 und brachte diejenigen vor Gericht, die DeCSS auf ihren Internetseiten verbreiteten ( [5]Die Filmindustrie hat einen ersten Sieg erzielt). Der DMCA verbietet unter anderem, den Kopierschutz von urheberrechtlich geschützten Werken zu knacken oder entsprechende Software zu verbreiten.
Die Industrie konnte einige Urteile zu ihren Gunsten erwirken. Der Aktivität der DVD-Kopierer konnten die Gerichtsurteile aber nichts anhaben. Im Jahr 2001 setzte MPAA dann eine [6]Belohnung von 15.000 Dollar für “sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen”. Im März 2002 wurde erstmals eine DVD-Brennerei in den Vereinigten Staaten [7]ausgehoben. In einer Wohnung im New Yorker Stadtteil Bronx fand die Polizei 15 DVD-Brenner, über 1200 illegal gebrannte DVDs und 5240 Dollar Bargeld.
Seit 2000 [8]arbeitet die MPAA auch mit der Suchmaschine von Ranger Online, um Tauschbörsen und Websites aufzuspüren, auf denen sich Raubkopien von Filmen befinden ( [9]Herr Rossi sucht den Streit). Das trifft nicht nur kommerzielle Anbieter, sondern mittlerweile auch mehr und mehr [10]einzelne Nutzer. Mit Ranger wird die IP-Adresse des Internetnutzers und daraus der Internetprovider ermittelt. Da Internetprovider nach dem DCMA verpflichtet sind, die Distribution urheberrechtlich geschützter Inhalte zu unterbinden, wenn sie darauf hingewiesen werden, wird von der MPAA der Internetprovider MPAA benachrichtigt. Der schickt dann wieder Abmahnungen an die Internetnutzer. Wurden letztes Jahr in den USA 54.000 solcher Abmahnbriefe versendet, so waren es bis Ende Juni dieses Jahres bereits über 50.000.
Kritiker befürchten, dass durch das Vorgehen der Industrie gegen die DeCSS-Software das Recht auf die individuelle Kopie Schaden nimmt. Um Künstlern trotz digitaler Kopien zu ihren Einnahmen zu verhelfen, gibt es auch andere Wege. Frankreich hat etwa im Jahr 2001, ähnlich wie in Deutschland, eine Urheberrechtsabgabe auf Rohlinge eingeführt. Von der profitieren nicht nur die großen Filmstudios.
Links
[1] http://de.internet.com/index.html?section=Homepage&id=2015128
[2] http://www.mpaa.org
[3] http://timesofindia.indiatimes.com/articleshow.asp?art_id=15467475
[4] http://www.loc.gov/copyright/legislation/hr2281.pdf
[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/8565/1.html
[6] http://www.mpaa.org/anti-piracy/press/2001/2001_06_13.htm
[7] http://www.mpaa.org/anti-piracy/press/2001/2002_03_22.htm
[8] http://www.msnbc.com/news/779198.asp?0dm=T11MT&cp1=1
[9] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12664/1.html
[10] http://www.heise.de/newsticker/data/nij-26.04.02-000/default.shtml
Autor: Dirk Eckert