taz köln, 28.03.2002, Nr. 93, S. 3
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Förderverein EL-DE-Haus, Synagogengemeinde Köln und Friedensbildungswerk kritisieren die Pläne der Stadtverwaltung, das NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus mit dem Stadtmuseum organisatorisch zusammenzulegen. Die Stadt Köln bat unterdessen beide Einrichtungen um eine Stellungnahme.
„Die Arbeit des Zentrums unterscheidet sich erheblich vom Auftrag eines Museums“, sagt Peter Liebermann vom Förderverein und verweist auf die pädagogische Arbeit, die „eh schon unterbesetzt“ sei. Die Zusammenlegung gefährde das „eigenständige Profil“ des EL-DE-Hauses als „Gedenk-, Forschungs-, Dokumentations- und Bildungsstätte“.
Die Synagogengemeinde befürchtet, einen Teil der Arbeit aufgebürdet zu bekommen, sollten dem EL-DE-Haus Mittel gekürzt werden. Sie arbeitet bei Klassenbesuchen und Ausstellungen eng mit dem Förderverein und dem Dokumentationszentrum zusammen. Für Vorstandsmitglied Alexander Alter ist die Zusammenlegung „politisch das falsche Signal“: Das Thema Nationalsozialismus dürfe nicht „konserviert“ werden, sondern müsse „zukunftsorientiert“ behandelt werden. Das EL-DE-Haus sei „einzigartig“. „Das ist Sparen an der falschen Stelle.“
Auf die wissenschaftliche Forschungsarbeit im EL-DE-Haus ist auch das Friedensbildungswerk angewiesen, bekräftigt dessen Mitarbeiter Roland Schüler. So werde der Auschwitz-Gedenktag am 27. Januar für Kölner Schulen inhaltlich vom NS-Dokumentationszentrum geplant. Liebermann hat den Verdacht, dass das Thema Nationalsozialismus ins Museum abgeschoben und „historisiert“ werden soll. In Gesprächen mit Vertretern von Stadt, Verwaltung und Parteien sei ihm oft gesagt worden, „60 Jahre nach Kriegsende könnte man doch mal darüber nachdenken“.
Autor: DIRK ECKERT