Studierende sehen Berufsaussichten skeptisch

Journal D (Deutsche Welle), 09.04.2009,

Deutsche Welle Radio

Hochschulabsolventen haben bessere Berufsaussichten als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das hat jetzt eine neue Studie ergeben. Doch was sagen die Studierenden dazu? Dirk Eckert hat sich an der Universität in Bonn umgehört.

O-Ton Studentin:

“Speziell in meinem Fach sind die Berufsaussichten immer schlecht. Ich glaube, wenn man BWL, Medizin oder Jura studiert, hat man generell bessere Aussichten als wenn man Kunstgeschichte oder Archäologie studiert.”

Über ihre berufliche Zukunft macht sich Manuela keine großen Illusionen. Kunstgeschichte und Archäologie – genau diese beiden Fächer studiert die 29-Jährige. Die Liebe zum Fach hat sie dazu bewogen. Ob sie jemals als Archäologin arbeiten wird? Sie hofft es.

Nicht immer sehen die Berufsperspektiven von Studierenden so düster aus. Das hat eine Studie des Hochschul-Informations-Systems ergeben. Dafür wurden knapp 5500 Absolventen des Jahrgangs 1997 befragt. Rund 90 Prozent gingen zehn Jahre später einer Arbeit nach.

Von diesen haben 70 Prozent der Uni-Absolventen und 80 Prozent der Fachhochschulabsolventen eine feste Stelle. Rechnet man zu den 90 Prozent in Arbeit noch diejenigen, die ihre Doktorarbeit schreiben oder ihre Kinder betreuen, dann liege die Arbeitslosenquote bei nur einem Prozent, sagt Gregor Fabian, einer der Autoren der Studie:

O-Ton Gregor Fabian:

“Also grundsätzlich ist das Risiko, als Akademikerin oder Akademiker arbeitslos zu sein, gering. Was die Chancen auf erfolgreichen Übergang in den Erwerbsmarkt angeht, ist beispielsweise eine fachnahe Erwerbstätigkeit während des Studiums von Vorteil, indem Anbindungen an mögliche Arbeitgeber geschaffen werden. Und auch eine frühzeitige Orientierung, was die Bewerbung und den Kontakt mit möglichen Arbeitgebern angeht, kann positiv wirken.”

Für das Bundesbildungsministerium beweist die Studie, dass Studieren sich durchaus lohnt. Die Studierenden beruhigt das allerdings nicht. Sie sorgen sich eher darum, dass sie in ihrem Fach keine Arbeit finden. Die 21-jährige Katharina zum Beispiel studiert Asienwissenschaften.

O-Ton Studentin:

“Ich denke, die Leute, die sich nicht konkret mit Wirtschaft beschäftigen, sind nicht so gesucht, das heißt, man kann dann eher in so eine Nischenzone eintreten. Aber man wird konkret nicht auf dem Arbeitsmarkt verlangt.”

Laut Hochschul-Informations-System sind es vor allem die Geisteswissenschaftler mit Magister-Abschluss, die am häufigsten keine Arbeit finden. Doch nicht nur sie machen sich Sorgen. Jan zum Beispiel hat ein Fach studiert, das in der Wirtschaft generell gut ankommt: Der 26-Jährige macht gerade sein Referendariat als Jurist. Trotzdem sieht er seine Berufsperspektiven nicht nur rosig. Es gebe einfach mehr Juristen als gebraucht würden, klagt er:

O-Ton Student:

“Es ist schwierig, es gibt einfach zu viele, würde ich mal sagen. Auch schon an der Uni werden zu viele Studenten zugelassen, die dann alle auf den Arbeitsmarkt drängen. Und niemand braucht so viele Juristen. Und deswegen, denke ich, ist es im Moment sehr schwierig für Juristen.”


Autor: Dirk Eckert