Reif fürs Museum

Die Zukunft des ehemaligen Atombunkers der Bundesregierung

Leonardo (WDR5), 20.12.2007,

Radio WDR

Sprecher:

Die Bauarbeiter haben ganze Arbeit geleistet. Von dem, was einst der sicherste Bunker der Bundesrepublik war, ist nur noch ein 200 Meter langes Teilstück erhalten. Der Rest der riesigen Anlage, die einst offiziell „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes“ hieß, wurde ausgeräumt und abgesperrt – betreten verboten. Durch das fast 19 Kilometer lange Röhrensystem unter den Weinbergen bei Ahrweiler, südwestlich von Bonn, plätschert jetzt das Grundwasser. Bald kann sich jeder anschauen, wie der Bunker aussah, der einst den Spitzen von Bundesregierung, Bundestag, Verwaltung und Wirtschaft Schutz vor einem Atomkrieg bieten sollte. 30 Tage sollten 3000 Menschen in der zwischen 1960 und 1972 gebauten unterirdischen Anlage aushalten können, völlig abgeschottet von der Außenwelt, während draußen der Atomkrieg tobt. Es war für alles gesorgt: Stromversorgung, gefilterte Luft, auch eine eigene Krankenstation war vorhanden. Was nach diesen 30 Tagen passiert wäre, das blieb jedoch genau so unbeantwortet wie die Frage, was mit der Bevölkerung passiert wäre, wenn die nukleare Abschreckung versagt hätte. Im Frühjahr 2008 soll nun das 200 Meter lange, erhalten gebliebene Teilstück als Museum eröffnet werden. Der Umbau dafür war kompliziert, erzählt Bauleiter Ron Lerke:

O-Ton:

„Die Schwierigkeiten waren, eine Anlage von 200 Meter museumsgerecht zu gestalten, so dass man auch Leute hineinlassen kann, die dann sich dort auch sicher aufhalten können: Das betrifft den Brandschutz, die Rettung und den Aufenthalt. Und natürlich die hohe Luftfeuchtigkeit, weil wir im Museum diese 200 Meter nicht mehr beheizen können. Das wären zu hohe Betriebskosten.“

Sprecher:

Im Museum wird es um einiges kälter sein als früher im Atombunker. Statt 21 Grad nur 12 Grad, was der natürlichen Temperatur im Tunnel unter dem Schiefergebirge entspricht. Ron Lerke:

O-Ton:

„Alle Materialen, die da zum Einsatz kommen, beinhalten, müssen auf diese Luftfeuchtigkeit abgestimmt sein. Und der Brandschutz muss natürlich gewährleistet sein. Viele Sachen, die dort verbaut sind, sieht man nicht, aber sind brandschutzmäßig unbedingt notwendig gewesen, um einen sicheren Betrieb unbedingt zu gewährleisten.“

Sprecher:

Das neue Museum sollte eigentlich schon dieses Jahr eröffnet werden. Der zuständige Projektleiter beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Markus Heibel:

O-Ton:

„Wir haben eigentlich schon früher fertig werden wollen. Das war ein sehr ehrgeiziger Terminplan, den wir da am Anfang hatten. Den haben wir so jetzt nicht so einhalten können, weil im Bauzustand immer wieder Dinge auftreten, die dann nachher wieder zu einer Terminverzögerung führen. Aber letztlich haben wir jetzt mit ein Jahr und zwei Monaten immer noch eine gute Bauzeit, die also nicht übertrieben lang ist.“

Sprecher:

2,5 Millionen Euro hat der Bau des Museums gekostet. Fast wäre es gar nicht zum Museum gekommen, erinnert sich Paul Groß, der 36 Jahre als Techniker im Regierungsbunker gearbeitet hat.

O-Ton:

„Beim Abriss, da hatte noch keiner ans Museum gedacht, diese Idee kam ziemlich spät. Es war gerade noch früh genug.“

Sprecher:

1997 hatte die Bundesregierung beschlossen, den Bunker stillzulegen. Die Betriebskosten waren zu hoch. Vergeblich versuchte das Bundesvermögensamt dann, den Bunker zu verkaufen. Eine Disko war im Gespräch, ein Kraftwerk, die Nutzung als Archiv oder auch Champignon-Zucht. Dann wurde beschlossen, die Anlage abzureißen. Schließlich fand sich doch ein Weg, wenigstens einen kleinen Teil der Anlage als Museum zu erhalten: Der Heimatverein Alt-Ahrweiler erklärte sich bereit, die Trägerschaft zu übernehmen. Die ständige Ausstellung im Museum wird vom Bonner Haus der Geschichte betreut. Der größte Teil des Bunkers wurde jedoch ausgeräumt. Der Grund: In der Anlage wurden einst viele Chemikalien verbaut, darunter Asbest. Man fürchtete, dass sie ins Grundwasser gelangen, sobald die Entwässerung ausgeschaltet wird. Das Bundesamt für Bauwesen sucht aber weiter nach Nutzern für die restlichen 17 Kilometer Tunnelröhre, die jetzt leer stehen, sagt Projektleiter Markus Heibel. Er weiß auch um die Schwierigkeiten, einen Käufer zu finden.

O-Ton:

„Das Problem ist der Brandschutz, da springen eigentlich immer die meisten nachher wieder ab. Wenn man jetzt Menschen in diesen Bunker hineinbringt, muss man auch eine Sicherheit gewährleisten, und das ist letztlich auch ein sehr großes Problem.“


Autor: Dirk Eckert