jugendhaft

Resozialisieren statt wegsperren

taz nrw, 04.04.2007, S. 1

Kommentar taz nrw

Es ist leicht, sich über den Mord in der JVA Siegburg zu empören: Drei Jugendliche foltern einen Mithäftling zu Tode. Völlig unbehelligt, ohne dass irgendwer einschreitet. Die Staatsanwaltschaft und ein Untersuchungsausschuss sind derzeit mit dem Fall beschäftigt. Aber welche Konsequenzen sind aus Siegburg zu ziehen? Die Landesregierung hat sich dafür entschieden, straffällig gewordene Jugendliche künftig in der Regel einzeln einzusperren. So sieht es ihr Entwurf für ein neues Jugendstrafvollzugsgesetz vor. Die Grünen wollen den offenen Vollzug zur Regel machen.

Mit Einzelhaft lassen sich Gewalttaten wie in Siegburg zweifellos verhindern. Nur leider wird so auch die Resozialisierung der Jugendlichen gefährdet. Einzelzellen bereiten nicht auf die Rückkehr in die Gesellschaft vor, sondern auf ein Leben als Eremit. Fachleute fordern deswegen schon lange, den offenen Vollzug zum Regelvollzug zu machen.

Wegsperren – zumindest für eine gewisse Zeit – mag gerade bei gewalttätigen Jugendlichen nötig sein. Darüber darf aber nicht vergessen werden, was mit der Haftstrafe erreicht werden soll und was ja auch das Ziel der Landesregierung ist: Jugendliche nach ihrer Haft wieder in die Gesellschaft zu integrieren, so dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Dafür braucht es den offenen Vollzug oder Wohngruppen. Und genug Gefängnispersonal, damit sichergestellt ist, dass sich Fälle wie der Mord von Siegburg nicht wiederholen.


Autor: DIRK ECKERT