taz köln, 27.07.2004, S. 1
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Ein kleiner Erfolg für den Weltjugendtag: Mit 9 zu 2 Stimmen hat sich der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises dafür ausgesprochen, die Weltjugendtag gGmbH von den Naturschutzbestimmungen in der Hangelarer Heide zu befreien. Diese Befreiung wäre die Voraussetzung dafür, dass der Weltjugendtag wie geplant im August 2005 in der Heide bei Sankt Augustin seinen Abschlussgottesdienst abhalten kann, zu dem neben dem Papst auch Hunderttausende junger Christen aus aller Welt erwartet werden.
Letztlich über den Antrag der Katholiken entscheiden muss die Untere Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises. Bei den Naturschutzverbänden, die den Weltjugendtag lieber ins linksrheinische Bornheim verlegen würden, kommt deshalb nach der Entscheidung des Beirates in der letzten Woche noch lange keine Krisenstimmung auf. “Das war seit Monaten absehbar und ist insofern weder eine Überraschung noch eine Enttäuschung”, kommentierte Achim Baumgartner vom BUND-Kreisvorstand Rhein-Sieg. Für ihn ist das ganze “nur eine weitere Station im Streit um die fach- und sachgerechte Einschätzung der Konfliktlage”.
Der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde besteht aus Vertretern von Naturschutzverbänden, Land- und Forstwirtschaft. Erst kürzlich hatte sich ein ähnlich besetztes Gremium – der Beirat der Höheren Landschaftsbehörde bei der Bezirksregierung Köln – dagegen ausgesprochen, dass der Weltjugendtag in der Hangelarer Heide stattfindet. “Einzelne Mitglieder sind sehr stark mit politischen Gremien wie dem Kreistag verknüpft”, erklärt sich Baumgartner das Abstimmungsergebnis im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde.
Der Naturschützer kritisierte den Verlauf der entscheidenden Sitzung. Wichtige Unterlagen hätten nicht vorgelegen, zum Beispiel ein Schreiben einer Bornheimer Firma, aus dem hervorgehe, dass im Linksrheinischen ein 135 Hektar großes Gelände zur Verfügung stehe. Zudem habe die Untere Landschaftsbehörde versucht, mit Hilfe eines externen Bodengutachters den Standort Bornheim “hinsichtlich der Eignung in Misskredit zu bringen”.
Das erstellte Gutachten legte nahe, dass die Hangelarer Heide der geeignetere Standort ist. Unter anderem sei der Boden in Bornheim bei ungünstiger Witterung weniger tragfähig als die Hangelarer Heide und werde zudem landwirtschaftlich viel stärker genutzt. Baumgartner wiederum warf dem Gutachter vor, das “Horrorszenario einer Schlammwüste” zu zeichnen und den ackerbaulichen Wert von Bornheim zu stark zu betonen. Der sei schließlich “kaum relevant”, da der Weltjugendtag das Gelände nur temporär nutzen wolle.
Autor: Dirk Eckert