Neonazis machen gegen Moschee mobil

Rechtsextreme "Bürgerbewegung pro Köln" heizt die Stimmung gegen das geplante Gotteshaus für Kölns Muslime an. Sie ruft zu gleich zwei Demonstrationen auf. Die antifaschistische Initiative "Köln stellt sich quer" will das verhindern

taz köln, 20.02.2003, Nr. 129, S. 5

taz köln

Nazi-Alarm in Mülheim und Chorweiler: Ein Jahr nach dem Aufmarsch in Chorweiler will die rechtsextreme „Bürgerbewegung pro köln“ diesmal gleich in zwei Stadteilen gegen den Bau einer Moschee demonstrieren. Am 15. März marschiert die Gruppierung um den Kölner Neonazi Manfred Rouhs vormittags in Chorweiler. Am Nachmittag droht eine Wiederholung in Mülheim.

Als Redner hat „pro köln“ den früheren hessischen FDP-Landtagsabgeordneten Heiner Kappel angekündigt. Kappel gehörte in der FDP zu der rechten Gruppe „Liberale Offensive“, wurde aber 1997 nach Auftritten beim „Bund Freier Bürger“ (BFB) aus seiner Landtagsfraktion ausgeschlossen. Daraufhin verließ er die FDP und gründete die „Offensive für Deutschland“, die sich 1998 mit dem „Bund Freier Bürger“ vereinigte, der sich nach Finanzproblemen im Jahr 2000 auflöste.

„pro köln“ macht seit langem Stimmung gegen den geplanten Bau von Moscheen in Köln und warnt vor „Zufluchtstätten für islamische Terroristen bzw. Fundamentalisten“. Außerdem drohten „gravierende Lärmbelästigungen, Massenaufmärsche, Parkplatzprobleme und lautstarke sich ständig wiederholende orientalische Lautsprecherdurchsagen sowie eine Menge sozialer Sprengstoff“, weiß „pro köln“.

Ungestört wird die Kundgebung jedoch nicht ablaufen. Ein breites Bündnis von Kölnerinnen und Kölnern macht gegen den braunen Aufmarsch mobil. „Hinter dem harmlosen Namen ‚Pro köln’ verbergen sich führende Köpfe der Neonazi-Szene“, warnt das Bündnis „Köln stellt sich quer“. Auf den Demonstrationen der „Bürgerbewegung“ würden hauptsächlich militante Neonazis auftreten.

„Köln stellt sich quer“ ruft deshalb zu Gegendemonstrationen in den beiden Stadtteilen auf, um zu verhindern, dass die Nazis in der Stadt Fuß fassen können. Vorbild ist die letztjährige Demonstration in Chorweiler, als ein „pro köln“-Aufmarsch unter massiver Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner verhindert werden konnte.

Das kann sich wiederholen: Die Resonanz bei der Bevölkerung sei gut, berichtete ein Mülheimer. In zwei Stunden seien an einem Samstag in Mülheim 1500 Flugblätter unter die Leute gebracht worden.


Autor: Dirk Eckert