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Wegen der Nord-Süd-Bahn stehen andere Projekte auf der Kippe, sagt der VCD. Doch die Stadt dementiert

taz köln, 12.12.2002, Nr. 121, S. 3

taz köln

Der Bau der Nord-Süd-Stadtbahn entwickle sich zu einem „Milliardengrab“, befürchtet der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Köln. Schon vor Baubeginn seien die Kosten von anfangs 500 Millionen Euro auf 700 angestiegen.

„Sinnvolle und dringend notwendige Verbesserungen“ könnten jetzt nicht mehr durchgeführt werden, kritisiert Roland Schüler, Vorstandsmitglied des VCD Köln. So müsste seiner Ansicht nach die Bahnsteiganhebung an den Haltestellen Neumarkt, Dom/Hauptbahnhof, Appellhofplatz und Poststraße „höchste Priorität vor allen anderen Überlegungen“ genießen. „Unverständlich“ sei auch, dass die Aufzüge an den Haltestellen Neusser Str./ Gürtel und Bahnhof Deutz/Messe gestrichen würden. „Der neue ICE-Hauptbahnhof ist dann nicht behindertengerecht“, so Schüler. „Der VCD hat in jeder Stellungnahme zur Nord-Süd-U-Bahn immer darauf hingewiesen, dass dann weitere Maßnahmen für die Stadtbahn nicht möglich sind.“

Bei der Stadt stößt diese Kritik auf Unverständnis. „Wenn wir die Nord-Süd-Bahn nicht hätten, hätten wir auch nicht mehr Geld zur Verfügung“, sagt Reinhard Thon, der Leiter des Amtes für Brücken- und Straßenbahnbau. Denn die neue Bahn werde zu 90 Prozent von Bund und Land finanziert, der Bewilligungsbescheid sei längst da. Außerdem würden andere Baumaßnahmen weiterhin durchgeführt. Es gebe eine „Prioritätenliste“ für die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), die jetzt „nach und nach“ abgearbeitet würde. Ganz oben auf der Liste standen die Streckenverlängerung nach Mengenich und Weiden.

Wegen der Bauarbeiten an der Nord-Süd-Stadtbahn soll 2005 der U-Bahn-Tunnel zwischen Breslauer Platz und Dom für neun Monate gesperrt werden. Die U-Bahnen sollen in dieser Zeit über die Ringe geführt werden, die Linie 12 den Hauptbahnhof von Norden und Süden ansteuern. Als „absolut nicht ausreichend“ kritisierte der VCD dieses Ersatzkonzept. Er fordert weitere Buslinien, etwa zwischen Ebertplatz und Hauptbahnhof, und ein besseres Informationsangebot: „Heute fehlen am Eingang Breslauer Platz des Hauptbahnhofes jegliche aktuelle Informationen über Abfahrten und Ankünfte“, berichtet der VCD.


Autor: Dirk Eckert